C (1865)

C. Buchstabenname des Grundtones derjenigen Tonart, welche im 16. Jahrhundert die ionische hieß und von uns, als die einzige in unserem heutigen Sinne vollkommene diatonische Durtonart, in das moderne Musiksystem herübergenommen ist und als Grundtonart und Urbild sämtlicher Durtonarten, die nichts anderes als Transpositionen der ionischen Tonart auf die übrigen elf Halbtöne der Oktav sind, angesehen wird (siehe C-Dur und Tonart).

Der Ton C ist in der Tiefe und Höhe Grenzpunkt unseres heutigen Tonumfanges. Dass die Griechen ihren Tonumfang von A-a (dem natürlichen Ambitus der männlichen Stimme gemäß), die Schriftsteller des Mittelalters den ihrigen von Γ-ee rechneten, und dass der Ambitus der ganzen Tonskala erst nach und nach bis auf 4, 5 etc. Oktaven sich erweiterte, kann hier als bekannt vorausgesetzt werden. Unser gegenwärtiger Umfang [um 1865] musikalischer Töne erstreckt sich in der Tiefe bis zu demjenigen Tone, der durch 16,5 Schwingungen in der Sekunde entsteht, zu seiner Erzeugung einer offenen Pfeife von 32 Fuß Länge bedarf und das Große Contra C (C2) genannt wird; in der Höhe bis zur achten Oktave dieses Tones C2, nämlich bis zum fünfgestrichenen c (c5), dessen Saite oder Luftsäule 4224 Schwingungen in der Sekunde ausführt. Tiefere Töne als C2 herzustellen ist bis jetzt noch nicht gelungen und wird voraussichtlich auch nicht gelingen, da das Gehör weniger als 16 Schwingungen in der Sekunde zu einem zusammenhängenden Tone zusammenzufassen nicht vermag. Hingegen sind über c5 hinaus zwar noch Schalle vernehmbar, aber sie haben keine Tonbestimmbarkeit mehr, sind daher nicht musikalisch brauchbar. Die Töne C2 und c5 bilden demnach die natürlichen Grenzpunkte des Ambitus unserer ganzen Tonskala, die durch achtmalige Wiederkehr des Tones C um je acht Töne höher in acht Oktaven geteilt wird, deren jede, immer vom Tone C bis zu dessen Oktav gerechnet, wir durch einen besonderen Namen (Große Contra-, Contra-, Große, Kleine etc. Oktave - siehe Notenschrift) von der anderen unterscheiden. Indem aber nicht mehr wie ehedem der Ton A Grundton des Tonsystems ist, sondern der mit C benannte Ton, nimmt auch gegenwärtig der Tonbuchstabe C die erste Stelle im musikalischen Alphabet ein; vergleiche A.

In der guidonischen Solmisation führt der Ton C den Namen C-sol-fa-ut, C-sol-fa und C-fa-ut; gegenwärtig bei den Franzosen jederzeit ut und bei den Italienern do.

Außerdem ist der Ton C, und zwar c1, Schlüsselton. Durch das Zeichen desselben wird derjenigen Linie des Liniensystems, auf welche es gesetzt wird, die Tonhöhe des c1 zugewiesen. Über den C-Schlüssel siehe den gleichnamigen Artikel, desgleichen Notenschrift.

Kommt der große lateinische Buchstabe C oder CI, CII in Stimmen oder Partituren vor, so ist er Abbreviatur des Wortes Cantus (Diskant); CI bedeutet den ersten, CII den zweiten Diskant oder Sopran. Die in kontrapunktischen Sätzen vorkommende Abbreviatur C. f. bedeutet Cantus firmus.


C, C simple, schlechtes (einfaches) C, das Taktzeichen des Viervierteltaktes; und Allabreve-Taktzeichen, C barré, coupé, taillé, tranché (franz.), tagliato (ital.), durchstrichenes C, das Taktzeichen des Allabreve- oder 2/2-Taktes. Siehe Takt, Allabreve, Viervierteltakt. Eigentlich sind beide Zeichen kein C, sondern der von den Mensuralisten zur Kenntlichmachung des Tempus imperfectum (der geraden Taktart) gebrauchte rechts offene Halbkreis; undurchstrichen (C) die Zeitmessung nach dem Integer valor der Noten, durchstrichen (Allabreve-Taktzeichen) nach der Diminutio simplex, in der alle Noten doppelt so schnell ausgeführt wurden, anzeigend (siehe Mensuralnotenschrift).

Das Zeichen des 4/4-Taktes C ist jetzt fast immer mit einer Tempobezeichnung (Allegro, Andante, Adagio etc.) verbunden, wonach dann die Bewegung sich zu richten hat; in älteren Musikstücken kommt es auch ohne nähere Tempobestimmung vor und zeigt in diesem Falle stets eine mäßig langsame Mensur an, die von den Italienern Tempo ordinario, auch Tempo alla Semibreve genannt wird. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 120f]