Wechselnoten (1840)
Wechselnoten, Note cambiate (ital.), Notes de passage (franz.), nennt man die mit dem Akkord gleichzeitig eintretenden Durchgangstöne. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 504]
Rubrik: Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840 / Wechselnote | Autor: August Gathy (Hg.)
von August Gathy (Hg.) · Published 28. März 2017 · Last modified 29. Januar 2019
Wechselnoten, Note cambiate (ital.), Notes de passage (franz.), nennt man die mit dem Akkord gleichzeitig eintretenden Durchgangstöne. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 504]
Rubrik: Musikalisches Conversations-Lexikon 1870-1883 / Wechselnote | Autor: August Reissmann (Hg.)
von August Reissmann (Hg.) · Published 28. Februar 2017 · Last modified 7. November 2018
Wechselnote, ital. Note cambiata, franz. Notes de passage, nannten die älteren Kontrapunktisten eine von der gewöhnlichen Weise abweichende Einführung der Dissonanz. Schon im einstimmigen Kirchengesange hatte man sich daran gewöhnt, einen Quartensprung nach unten dadurch melodischer zu machen, dass man nicht die Terz, sondern die Sekunde einschob, also nicht wie unter a), sondern wie unter b) sang:
Und diese Weise behielt man auch im mehrstimmigen Kontrapunkt bei, so dass der eingeschobene Ton als Wechselnote harmoniefrei und zur Dissonanz wurde, die nicht in der gewöhnlichen Weise aufzulösen ist:
Bald wurde diese Weise zur stehenden beliebten Manier, und wir begegnen ihr schon häufig in den Werken von Josquin de Prés, Pierre de la Rue usw., namentlich häufig aber im 16. Jahrhundert. Besonders wusste auch Palestrina sie effektvoll zu verwenden; nicht minder Orlandus Lassus, wie in folgendem Beispiel:
Oder im 18. Jahrhundert Andreas Gabrieli:
Schon aus der protestantischen Kirchenmusik des 16. Jahrhunderts verschwand diese Art der Wechselnote allmählich; der neueren Praxis, die hier bald zur Herrschaft gelangte, erwuchsen andere Mittel der melodischen Ausschmückung, und so kam es, dass man im 19. Jahrhundert bereits solche feststehende Formeln prinzipiell vermied. Nur im Rezitativ erhielt sich noch länger als Reminiszenz an diese Art der Wechselnote die bekannte Schlussformel:
Jetzt bezeichnen wird die auf den Hauptzeiten eintretenden Dissonanzen als Wechselnoten:
Die moderne Musik hat diese Wechselnote hauptsächlich dazu verwendet, die langen Noten damit ausschmückend aufzulösen. So würde der nachstehende einfache Satz durch Einführung der Wechselnote sich viel reicher ausstatten lassen:
Wechselnote ist uns jetzt die über oder unter dem konsonierenden Hauptton gelegene große oder kleine Sekunde:
Führen wir beide Sekunden, die obere und die untere, ein, erhalten wir selbstverständlich eine noch reicher ausgeschmückte Melodie:
Die Instrumentalmusik hat in diesen Wechselnoten das trefflichste Mittel gewonnen, einen einfachen Satz in wirksamster Weise auszuschmücken und ihn eindringlicher wirkend zu machen. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1879, 300ff]
Rubrik: Musik-Lexikon 1882 / Wechselnote | Autor: Hugo Riemann
von Hugo Riemann · Published 28. Februar 2017 · Last modified 21. Mai 2017
Wechselnote. Der Name Wechselnote wird gewöhnlich für die italienische Cambiata (Nota cambiata, franz. Note d'appogiature, "Vorschlagsnote") gebraucht (1), aber auch in der Bedeutung eines Tons, der mit dem in den Akkord gehörigen abwechselt und eine Sekunde unter oder über diesem liegt (2); auch eine Nebennote, von welcher eine Terz nach unten gesprungen wird [3], heißt Wechselnote:
Die letzte Art der Wechselnote ist alt (16. Jahrhundert); doch ist kein Grund vorhanden, analoge andre Bildungen zu verbieten, wie:
Eine bezeichnende Benennung für Wechselnoten dieser Art ist "springender Durchgang", der auch vorkommen kann als:
Eine andre Art freier kontrapunktischer Bildungen ist das Ergreifen der entgegengesetzten Nachbarnote des folgenden Tons ("fingierter Durchgang"):
[Riemann Musik-Lexikon 1882, 1003]
Rubrik: Handwörterbuch Musik 1807 / Wechselnote | Autor: Heinrich Christoph Koch
von Heinrich Christoph Koch · Published 28. Februar 2017 · Last modified 30. September 2018
Wechselnoten. Man bezeichnet mit diesem Worte solche melodischen Nebennoten, die nicht in der zum Grunde liegenden Harmonie enthalten sind und welche die harmonischen Noten der Melodie aus dem Anschlage in den Nachschlag drängen, wobei jedoch die harmonischen Noten den Wechselnoten stufenweis folgen müssen, wei man aus dem [folgenden] Beispiele sieht, in welchem die Wechselnoten mit Sternchen bezeichnet sind.
Diese Wechselnoten werden von einigen Tonlehrern der irreguläre Durchgang (transitus irregularis) genannt. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 390]
Rubrik: Handwörterbuch Tonkunst 1879 / Wechselnote | Autor: F. Riewe
von F. Riewe · Published 28. Februar 2017 · Last modified 29. Januar 2019
Wechselnote, harmoniefremder Ton auf dem schweren Taktteil; seine Auflösung erfolgt wie die des Vorhalts, nur fehlt bei ihm die Vorbereitung; Wechselton, melodische Nebennote, Note cambiale (siehe Noten und Durchgang).
[Riewe Handwörterbuch 1879, 287]
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