Ton, ton (1882)
Ton (franz. ton) heißt der Klang, sobald dieser nach Höhe oder Tiefe bestimmt abgemessen ist.
Die mannigfache Bedeutung, welche das Wort außerdem gewinnt, widerspricht dem nicht. Vielfach wird es für Klang der Instrumente angewendet. Man spricht vom Gesangton, vom Geigenton, vom Ton der Blasinstrumente, vom Orgelton usw., wo man den Klang der Instrumente meint, weil dieser hier fast immer zugleich die Bedeutung des Tons gewinnt, in bestimmter, abgemessener Höhe oder Tiefe auftritt und weil nur so überhaupt der Klang der betreffenden Instrumente seine wohltuende Wirkung ausübt. Weiter bezeichnet man damit auch das Intervall einer diatonischen Stufe, als Maß für die übrigen Intervalle. Man unterscheidet dementsprechend den Ganzton und den Halbton - und beide sind wiederum mathematisch von verschiedener Größe: der große Ganzton (wie c-d) hat das Verhältnis von 10:9, der Halbton aber erscheint bald im Verhältnis von 16:15, bald von 256:243. Dass man endlich früher und zum Teil auch noch jetzt unter "Ton" auch die Tonleiter und Tonart verstand, ist bekannt.
Auf seiner untersten Stufe ist der Ton = Schall. Dieser entsteht durch die zitternde Bewegung elastischer Körper: von Stäben, die durch ihre eigene Steifheit elastisch sind, oder von Saiten, die durch die Spannung elastisch werden; von ebenen und gekrümmten Scheiben und begrenzten Luftsäulen. Erfolgen diese Schwingungen regelmäßig und sind sie nicht von zu kurzer Dauer, so entsteht ein Klang und, sobald Höhe und Tiefe zu unterscheiden sind, ein Ton. Doch müssen sich diese Schwingungen innerhalb gewisser Grenzen der Schnelligkeit halten, wenn der Ton hörbar werden soll. Die Anzahl der Schwingungen, welche der klingende Körper in einer bestimmten Zeit vollführt, bestimmt die Höhe oder Tiefe des Tons. Dieser heißt "hoher Ton", wenn die Schwingungen schnell erfolgen, "tiefer Ton", wenn sie langsam geschehen.
Die Grenzen der Schnelligkeit dieser Schwingungen, bei deren Überschreiten das menschliche Ohr keinen Schall mehr vernimmt, scheinen für verschiedene Individuen auch verschieden zu sein. Gewöhnlich nimmt man nach Baumgartner ("Die Naturlehre nach ihrem gegenwärtigen Zustande", dritte Auflage, 1829, S. 236) an, dass die Anzahl der einfachen Schwingungen, wenn sie gehört werden sollen, nicht geringer als 32 in der Sekunde sein darf. Chladni gibt als Minimum ungefähr 30 Schwingungen in der Sekunde an. Helmholtz ist der Meinung, dass das tiefe E des Kontrabasses mit 41 Schwingungen der tiefste künstlerisch zu verwendende Ton sei, dass das sechzehnfüßige C der Orgel mit 33 Schwingungen zwar noch eine ziemlich kontinuierliche Empfindung von Dröhnen gebe, aber ohne dass man ihm einen bestimmten Wert in der musikalischen Skala zuschreiben könne. Er nimmt an, dass bei etwa 30 Schwingungen die Tonempfindung beginnt, aber erst bei 40 die Töne anfangen, eine bestimmte musikalische Höhe zu bekommen. Nach der Höhe gelten das viergestrichene a mit 3520 oder das fünfgestrichene c mit 4224 Schwingungen bei dem Pianoforte als höchste Töne; beim Orchester das fünfgestrichene d mit 4752 Schwingungen. [Reissmann Handlexikon 1882, 561f]