Taktstrich (1865)
Taktstrich, der senkrecht das Liniensystem durchschneidende Strich, durch welchen ein Takt vom anderen abgetrennt wird. In der älteren Mensuralmusik waren keine Taktstriche gebräuchlich, man erkannte den Takt aus der Geltung der Noten und bediente sich nur in zweifelhaften Fällen des Punctum divisionis, worüber das Nähere unter Mensuralnotenschrift. Zuerst kommen sie in der Tabulatur vor (sowohl in der Lauten- als Orgeltabulatur), die Tabulaturbeispiele in Agricola, Musica instrumentalis deudsch …, Wittenberg, Georg Rhaw, 1529, haben sämtlich Taktstriche, wie man auch aus dem Artikel Tabulatur daraus mitgeteilten Beispiele ersehen kann. Ferner finden sie sich in einem vierstimmigen, auf einem zehnzeiligen Partitursystem mit Mensuralnoten geschriebenen Beispiele von Heinrich Isaak, welches H. Bellermann (Contrapunkt 1862, Beilage 3) aus einem der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angehörenden handschriftlichen Codex mitteilt. Allgemeinere Verbreitung in Deutschland haben sie erst seit Michael Prätorius gefunden, der ihrer auch in den Beispielen des 3. Teils seiner Syntagma Musica 1619 sich bedient. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 822]