Musiklexikon: Was bedeutet Syrinx?

Syrinx (1878)

Syrinx (σύρινξ), die Siebenpfeife, Hirtenflöte, auch Pansflöte (fistula Panis, Syringe Panos), franz. syringe und sifflet pastorale genannt, war ein den frühesten Zeiten entstammendes Hirteninstrument und blieb ein ganz gewöhnliches Instrument der Griechen und Römer, auf deren Denkmälern man es unzähligemal abgebildet und in Altertumssammlungen erhalten findet.

Sie war ursprünglich aus sieben Rohrpfeifen von verschiedener Länge zusammengesetzt, die man mit Wachs oder durch ein anderes Bindemittel nebeneinander befestigte, daher der Name Siebenpfeife. Jedoch die Kunst vermehrte die Zahl der Pfeifen, fertigte sie sorgfältiger und befestigte sie mit Riemen oder Ringen. Oben sind die Pfeifen offen, unten verschlossen. Angeblasen wird das Instrument auf die Weise, dass man die Pfeifenmündungen, die eine gerade Linie bilden, vor den Lippen hin und her bewegt.

Die Ehre der Erfindung dieses Instruments legen einige alte Autoren dem Marsyas, andere dem Silenus bei; die meisten jedoch entscheiden sich für Pan. Virgil ("Eclog." II 32) sagt: "Pan primus calamos cera coniungere plures instituit." (Mehrere Rohre mit Wachs zu verbinden hat Pan zuerst uns gelehrt).

Pan, der bei den Alten als Erfinder der siebenröhrigen Hirtenpfeife gilt, die nach seinem Namen auch Pansflöte [sic] genannt wird, war ein arkadischer Hirtengott, der Wald- und Weidegott. Seine Eltern werden verschieden angegeben, gewöhnlich findet man Merkur und die Nymphe Penelope, aber auch Jupiter und die Nymphe Thymbris genannt. Gleich nach seiner Geburt verließ ihn seine Mutter, weil sie durch seine Missgestalt erschreckt war, und er ward vom Merkur in den Olymp getragen, wo er von den Göttern seinen Namen erhielt. In der ihm gewidmeten Homerschen Hymne wird er ausführlich geschildert. Abgebildet trägt Pan gewöhnlich Hörner, auf der Brust ein mit Sternen besätes Bocksfell, unten ist er struppig, hat Ziegenfüße, in der einen Hand seine Panflöte [sic] mit sieben Röhren, in der andern einen Stab.

Über die Erfindung der Hirtenflöte erzählt die Fabel (s. Ovid, "Metamorph." I 691) folgendes: "Pan war ein sehr eifriger Verfolger der Nymphen in Arkadien. Eine unter ihnen, Syrinx mit Namen, in die er sich verliebte, entfloh seinen Umarmungen, und als sie, am Ladon-Flusse angekommen, den Nachstellungen nicht weiter entgehen konnte, bat sie die Götter, in ein Schilfrohr sie zu verwandeln. Das geschah. Pan schnitt sich aus dem Rohre, in welches seine Lieblingsnymphe verwandelt worden war, sieben Pfeifen, setzte sie zusammen und erfand so die Pansflöte, die später nach jener arkadischen Nymphe auch Syrinx genannt wurde.

Es findet sich dies schon im Hirtenzeitalter erfundene Instrument fast bei allen Völkern. Nicht bloß die laten Griechen und Römer haben es als Syrinx, sondern auch die alten Hebräer als Maschrokita gehabt. Bei den Chinesen kommt es, und wahrscheinlich schon aus sehr alter Zeit stammend, mit 16 Pfeifen unter dem Namen Siao vor. Aber auch bei australischen Völkerschaften haben Weltumsegler es vielfach angetroffen, so z. B. fand es Forster auf den Freundschafts- und Neuhebrideninseln mit zehn und acht Pfeifen und hat es in seiner Reisebeschreibung (II. 74. 75) abgebildet. Andere Abbildungen von späteren Reisenden bietet Fétis ("Hist. de la musique", I. Fig. 1).

Von den Römern her war die Syrinx auch im frühesten Mittelalter im Abendlande gekannt und vermutlich da im Gebrauch, weil man sie auf mehreren Baudenkmälern vom 9.-13. Jahrhundert dargestellt und in Handschriften aus dieser Zeit abgezeichnet findet. Näheres darüber berichtet Coussemaker über mittelalterliche Instrumente in Didron, "Annales archéologiques" IV. 37ff. Vermutlich war das Pandurium, das Cassiodor und Isodor von Sevilla als Blasinstrument erwähnen, nichts anderes als die Pansflöte oder wenigstens mit ihr verwandt.

In Italien sind noch jetzt [um 1880] die Syringe zuweilen in Gebrauch. In Deutschland sind sie unter dem Namen Papagenopfeifen mehr ein Kinderspielzeug geworden.

Geschichtliches Interesse hat die Pansflöte noch insofern, weil sie in Verbindung mit der Sackpfeife die Grundidee zur Orgel gegeben hat. In der Tat gleichen die ältesten tragbaren Orgeln einer umgekehrten und mit einem Blasebalg in Verbindung gesetzten Pansflöte.

Dass die alten Griechen auch eine Art Schalmey mit dem Namen Syrinx belegt haben sollen, ist nicht erwiesen und offenbar eine Verwechslung mit Calamus pastoralis, was allerdings die Schalmey, Hirtenflöte bezeichnet [sic]. Ein ähnlicher Irrtum ist's, wenn neuere französische Schriftsteller in illustrierten Werken die Siebenpfeife (Syrinx) als Chalumeau bezeichnen. [Mendel/Reissmann Musikalisches Lexikon 1878, 50f]

Syrinx (1865)

Syrinx.

  1. Die Pans-, Hirten- oder Siebenpfeife, Syringa Panos, Fistula Panis, Sifflet pastorale. Ein sehr einfaches Blasinstrument, dessen Ursprung bis ins graue Altertum zurückgeht. Es besteht aus einigen Rohrpfeifen von verschiedener Länge, die mit etwas Wachs nebeneinander befestigt sind, wie eine kleine Art Orgelregister. Oben sind sie offen, unten verschlossen. Angeblasen wird das Instrument mit dem Munde, indem man die Pfeifenmündungen vor demselben hin- und herbewegt.

    Es findet sich bei den meisten Völkern; nicht allein die alten Griechen, sondern auch die Ebräer [sic] haben es gehabt, bei den Chinesen kommt es (mit 16 Pfeifen, unter dem Namen Siao) wahrscheinlich auch seit sehr alter Zeit vor, Forster fand es bei seiner Weltumsegelung auch auf den Freundschaftsinseln. Bei uns sieht man es noch hie und da als Spielzeug auf ebenderselben Stufe der Unvollkommenheit, auf der es seit Anbeginn gestanden hat. Doch ist die Syrinx unzweifelhaft der älteste Stammvater der Orgel, worüber Näheres unter Orgel III […].

  2. Eine Art Schalmey bei den alten Griechen, die mit der modernen viele Ähnlichkeit gehabt haben soll.

[Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 812]

Syrinx, Siebenpfeife, Hirtenflöte (1882)

Syrinx, die Siebenpfeife, Hirtenflöte, auch Panflöte (fistula Panis, Syrings Panos), franz. syringe und sifflet pastorale genannt, war ein den frühesten Zeiten entstammendes Hirteninstrument und blieb ein ganz gewöhnliches [gebräuchliches] Instrument der Griechen und Römer, auf deren Denkmälern man es unzähligemal abgebildet findet. Sie war ursprünglich aus sieben Rohrpfeifen von verschiedener Länge zusammengesetzt, die man mit Wachs oder durch ein anderes Bindemittel nebeneinander befestigte, daher der Name Siebenpfeife. [Reissmann 1882, 540]