Symphonie (1879)
Symphonie (v. Griech.), Sinfonia (ital.), Sinfonie, eigentlich Zusammenklang, ein in Sonatenform (siehe Sonate) geschriebenes Werk für großes Orchester, bei welchem die große Anzahl der Instrumente und das berechtigte Streben, jedes Instrument nach seiner Eigentümlichkeit möglichst selbstständig am Ganzen teilnehmen zu lassen, eine größere Ausbreitung der Gedanken und Erweiterung der einzelnen Teile erfordert. Die Symphonie eignet sich daher zum Ausdruck des Großen, Erhabenen, Feierlichen, aber auch des Lieblichen und Humoristischen.
Bei den Alten und Auch noch im Mittelalter bezeichnete man mit diesem Ausdruck zunächst nur einen konsonierenden Zusammenklang. Im 16. Jahrhundert nannte man überhaupt jedes mehrstimmige Tonstück Symphonie, bis endlich im Anfange des 17. Jahrhunderts die Bezeichnung nur für Instrumentalstücke üblich wurde. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts bezeichnete man mit Symphonie eine bestimmte Instrumentalform, die sich zuerst in den Bühnenwerken der neapolitanischen Schule findet und deren Erfinder Allessandro Scarlatti, nach anderen der französische Opernkomponist Lully gewesen sein soll. Ursprünglich als Einleitungssatz für die Oper bestimmt, in welcher Eigenschaft sie die in Italien eingewanderte französische Ouvertüre (siehe dort), jetzt [um 1880] dort noch Symphonie genannt, verdrängte, wurde diese Form allmählich auch auf das Gebiet der Kammermusik übertragen und war so keineswegs ohne bestimmenden Einfluss auf die Entwicklung der Sonatenform.
Der eigentliche Schöpfer der weitausgedehnten Symphonie in vier Sätzen (Allegro, Andante oder Adagio, Menuett oder Scherzo und Allegro-Schlusssatz) ist Jos. Haydn, der sowohl in der Symphonie als auch im Streichquartett eine erstaunliche Fruchtbarkeit entwickelt hat. Mozart und Beethoven bildeten die Symphonie zu noch größerer Mannigfaltigkeit und Freiheit aus und Schubert, Mendelssohn und Schumann traten in ihre Fußstapfen. [Riewe Handwörterbuch 1879, 248f]