Sonata, Suonata, Sonate (1840)
Sonata oder Suonata, vom Ital. Suonare (klingen), Sonate (Klangstück), im 16. Jahrhundert, im Gegensatz zur Cantate [Kantate] (Gesangstück), jeder Instrumentalsatz; allmählich die allgemeine Benennung zwei-, drei- oder mehrstimmiger Instrumentalstücke, bestehend aus zwei, drei oder vier ausgeführten Sätzen von verschiedenem Charakter. Sie wurden ursprünglich besonders für die Violine geschrieben, an deren Stelle später hauptsächlich das Klavier getreten ist.
Jeder Teil der Sonate soll einen bestimmten und durchgehaltenen Charakter behaupten, den Ausdruck einer bestimmten Empfindung enthalten, mithin aus völlig ineinander greifenden und zusammenhängenden melodischen Teilen bestehen, die sich auf das Fühlbarste auseinander entwickeln und die Einheit des Ganzen erhalten.
Die Klaviersonate aus drei Sätzen bestehend wurde, wie C. F. Becker in seiner "Hausmusik" mit Wahrscheinlichkeit dartut, in Deutschland von Jos. Kuhnau 1695 eingeführt und um 1730 von anderen Komponisten in dieser Form bearbeitet. Mattheson verlangt von ihr vor allen Dingen "eine gewisse Complaisance". In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewann sie durch Carl Phil. Em. Bach immer mehr an Einheit und Charakter und musste die in ihren einzelnen Teilen alles Zusammenhanges ermangelnde Gattung der Suite verdrängen und allgemein werden. Dom Scarlatti (um 1720) tat viel zur Verbreitung der Sonate, die jedoch bei ihm, in der Form, der Kuhnauschen nachsteht. Wohl aber ist Clementi als eigentlicher Schöpfer der Sonate zu betrachten, insofern er diese Gattung aus dem mageren Produkt einer Regel zu einer freien, dem Gesetz der Schönheit folgenden Kunstform zu entwickeln wusste. Wie dieselbe auch zu einer poetischen erhoben werden kann, hat Beethoven gezeigt.
Über die Einteilung der Sätze in der Sonate vergleiche Form der Musikstücke. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 430f]