Saiten (1840)
Saiten sind, wie in Blasinstrumenten die schwingende Luftsäule, das tonerregende Element. Die Erfindung, durch die Schwingungen aufgespannter Schnüre oder zusammengedrehter Därme oder getrennter Sehnen von Tieren Töne hervorzubringen, verliert sich in das graueste Altertum. Die von Appolodor angeführte Sage darüber findet man im Artikel Lyra. Die Saiten sind entweder Darmsaiten, Drahtsaiten oder übersponnene Saiten. Auch hat Baud in Versailles versucht, Saiten aus Seide zu verfertigen, doch haben sie, selbst mit Kupfer- oder Silberdraht überzogen, nur einen schwachen Ton erzeugt. Von dem Grundsatze ausgehend, dass nicht die Dehnbarkeit, sondern die Zähigkeit des Metalls den Ton bestimmt, hat F. F. Fischer in Frohburg zur Erlangung einer größeren Klangwirkung Platinasaiten empfohlen und die Erfahrung mitgeteilt, dass ein Eisendraht von 3/10 Linie Dicke und 2 Fuß Länge schon von 60 Pfund und 12 Unzen Gewicht zerriss, während ein Platinadraht von 886561/1000000 Linien Durchmesser ein Gewicht von 225 Pfund zu tragen vermochte. Doch wäre die Anwendbarkeit schon durch die ungeheuren Kosten des vorgeschlagenen Materials fast unmöglich, wenn sich auch die Zweckmäßigkeit in anderer Hinsicht genügend erweisen ließe. Von der Widerstandskraft eines Fortepiano erhält man einen Begriff, wenn man bedenkt, dass eine jede Saite darin 50 bis 60 Pfund Ziehkraft ausübt. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 392]