Musiklexikon: Was bedeutet Querstand?

Querstand (1879)

Querstand, unharmonischer, lat.: Relatio non harmonica, ital.: Mi contra fa, unerlaubte harte Fortschreitung der Stimmen, entsteht, wenn unmittelbar aufeinander in zwei verschiedenen Stimmen derselbe Ton chromatisch erhöht oder erniedrigt erscheint. Der Querstand wird vermieden durch eingeschobene Mittelakkorde. [Riewe Handwörterbuch 1879, 216]

Querstand (1882)

Querstand heißt im musikalischen Satz das dem Ohr unangenehm auffallende Auftreten eines chromatisch veränderten Tons in einer anderen Stimme als der, welche ihn mittels eines chromatischen Sekundschritts hätte bringen können.

Die unangenehme Wirkung des Querstands ist nichts andres als ein nicht genügendes Auffassen der harmonischen Beziehungen, wie man sich leicht überzeugen kann, da bei wiederholter Angabe der querständigen Folge das Unangenehme derselben fast völlig verschwindet. Eine Querstandswirkung wird immer dann stattfinden, wenn nicht anderweite modulierende Stimmschritte die Auffassung unmöglich machen, dass eine unreine Intonation vorliegt.

Mozart und Schubert lieben in ihren Klaviersachen das Spielen mit Querstandswirkungen; der Vortragende braucht aber nur jedesmal den querständigen Ton ein wenig herauszuheben, um alles Unangenehme zu beseitigen.

Am gefährlichsten ist der Querstand beim Übergang aus einem Durakkord in den gleichnamigen Mollakkord (a), während er beim Terz- (b) und Kleinterzschritt (c) der Harmonie unbedenklich ist:

Querstand (Riemann 1882)
[Riemann Musik-Lexikon 1882, 733f]

Querstand (1840)

Querstand, lat. Relatio non harmonica, franz. Fausse relation, nennt man überhaupt jede Fortschreitung zweier Stimmen, deren Töne sich auf zweierlei Tonarten gründen, oder wenn unmittelbar aufeinander in zwei verschiedenen Stimmen derselbe Ton, chromatisch verändert, erscheint, d. h. in denselben alterierte Quinten oder Oktaven verteilt liegen,

Querstand (Gathy 1840)

Querstand (Gathy 1840)

eine Fortschreitung, die hart klingt und leicht durch eingeschobene Mittelakkorde oder veränderte Stimmführung vermieden werden kann.

Mi contra fa nannte man früher den Querstand, insofern die eine Stimme zur Fortschreitung der zweiten eine übermäßige Quarte bildete, d. h. wenn, nachdem die eine Stimme ein Fa (einen oberhalben Ton) gehabt hatte, die andere Stimme das Mi (einen unterhalben Ton) ergriff [siehe Mi-Fa]. Und da dies für einen der größten Fehler des Satzes gehalten wurde, so entstand das alte Sprichwort: Mi contra fa est diabolus in musica. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 373]

Unharmonischer Querstand (1807)

Unharmonischer Querstand, lateinisch: relatio non harmonica. Unsere Vorfahren verstanden darunter einen unrichtigen Fortgang ihrer mit mi fa bezeichneten Töne oder derjenigen Stufen, die unter sich einen halben Ton ausmachen. Kamen diese Töne bei ihrer harmonischen Verbindung so zu stehen, dass der Ton mi in der einen Stimme, fa aber in dem nachfolgenden Akkorde in einer anderen Stimme enthalten war, wie z. B. bei a) [in nachfolgender Abbildung], so nannten sie eine solche Verbindungsart der Töne einen unharmonischen Querstand.* Auf eine ähnliche Art verhält es sich auch mit den bei b) angezeigten Tonverbindungen.

Unharmonischer Querstand (Koch 1807)

*Von diesem unrichtigen Fortschritte des mi fa, den man ehedem für einen größeren Fehler hielt als heutzutage, ist das Sprichwort entstanden: Mi contra fa est diabolus in musica.

[Koch Handwörterbuch Musik 1807, 377]