Musiklexikon: Was bedeutet Portamento?

Vergleiche: Durchziehen

Portamento, portamento di voce (1879)

Portamento (portamento di voce, italienisch), das Tragen, Verschmelzen eines Tones in den anderen, so dass jeder Ton in völliger Gleichheit der Stärke, Fülle und Rundung in den anderen gleichsam überfließt (wobei jedoch dem musikalischen Ohr die bestimmten Grenzen jedes Tones merklich bleiben) und mit ihm auf das Genaueste verbunden wird. Dies ist die größte Kunst des Gesanges. Nur der menschlichen Stimme ist es möglich, ein Portamento vollkommen auszuführen, doch sucht man es neuerdings [in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts] auch auf Saiten- und Blasinstrumenten hervorzubringen. Zum Portamento gehört notwendig ein langer Atem und ein rechtzeitiges Atemholen. [Riewe Handwörterbuch 1879, 208]

Portamento (1883)

PORTAMENTO (Fr.: Porte de voix). A gradual 'carrying of the sound or voice with extreme smoothness from one note to another' (see [AGREMENS (engl.: graces, grace notes, germ.: Manieren)]), which can only be really executed by the voice or by a bowed instrument. It is of frequent occurrence as a musical direction in vocal music or in that for stringed instruments, and also appears in music for keyed instruments. In old music one of the AGREMENS (see AGREMENS) was so called, though of course it was always a very poor representation of the proper effect. [J. A. F. M. in Grove Dictionary 1883, 18]

Portament, Portamento (1882)

Portament (italienisch: Portamento, von portar la voce, "die Stimme tragen"; französisch: Port de voix), das Hinüberschleifen von einem Ton zum anderen, vom Legato dadurch verschieden, dass die Erhöhung oder Vertiefung des Tons langsamer bewirkt wird und als eine stetige, nicht sprungweise erscheint.

Das Portament ist, häufig angewandt, eine abscheuliche Manier, bei seltenem Gebrauch aber von ergreifender Wirkung. Es ist nur der Singstimme und den Streichinstrumenten eigen. Das Port de voix des Klaviers ist eine den Effekt des Portaments höchst unbefriedigend nachahmende Manier (siehe Akzente und Chute). Die Anweisung mancher Singschulen, dass die Stimme beim Portament die Skala oder den Akkord zu durchlaufen hat bis zu dem verlangten zweiten Ton, ist ein großer Irrtum – es könnte kaum etwas Verkehrteres geben. Der verlangte Effekt muss vielmehr durchaus derselbe sein, wie wenn man auf einer Violinsaite mit dem Finger schnell hinauf- oder herunterfährt, die wirklich stetige und nicht die stufenweise Tonhöhenveränderung.

Das Portamento wird gewöhnlich nicht vorgeschrieben, man bedient sich aber wohl dafür der folgenden Schreibweise:

Portamento (Riemann 1882)

Notation und richtige Ausführung des Portamento sowie falsche Ausführungsarten

[Riemann Musik-Lexikon 1882, 716]

Portamento, Portar la voce (1865)

Portamento, Portar la voce, vorzugsweise dem Gesang angehörender, von da aber auch auf Instrumente herübergenommener Terminus, das Tragen der Stimme von einem Ton zum anderen, ein Aneinanderhängen oder Schleifen der Töne, gleichviel ob in stufen- oder sprungweiser Fortschreitung, das Legato.

Die Glottis bleibt bei dieser Vortragsart während des Überganges von einem Tone zum anderen geöffnet, der Luftstrom wird nicht unterbrochen. Beim Staccato hingegen findet zwischen den einzelnen Tönen momentane Schließung der Glottis, daher Intermittierung des Luftstroms statt. "Die Stimme tragen heißt, mit beständigem, an Stärke zu- und abnehmendem Aushalten, ohne Aufhören und Absetzen, eine Note an die andere schleifen", sagt Agricola (Anl. zur Singekunst nach Tosi, S. 220). Ein Crescendo oder Diminuendo braucht aber mit dem Portamento nicht immer notwendig verbunden zu sein, es kann ebenso gut auch mit vollkommen gleichmäßiger Klangstärke ausgeführt werden. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 693]

Portamento (1840)

Portamento [di voce], das Tragen der Stimme in den verschiedenen möglichen Schattierungen, die innige Verschmelzung der Töne, indem der Sänger durch leises, sicheres Angeben, allmähliches An- und Abschwellen der Töne dieselben sanft aneinanderschleift - und zwar so, dass dem Ohr die bestimmten Grenzen eines Tons merklich bleiben. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 365]