Musiklexikon: Was bedeutet Mutation?

Mutation (1879)

Mutation, Veränderung, Wechsel, besonders die Periode, in welcher bei beiden Geschlechtern die Geschlechtsreife sich nähert, wo die Stimme heiser wird (Wechsel der Stimme) und beim Sprechen und Singen häufig in die Kehlkopfstimme überschlägt. Man muss in dieser Zeit die Stimme ruhig lassen, bis die Natur entschieden hat. Anstrengung der Stimme in dieser Zeit ist nicht nur für die Stimme, sondern auch für die Gesundheit nachteilig. [Riewe Handwörterbuch 1879, 172f]

Mutation (1882)

Mutation hieß in der Lehre von der Solmisation der Übergang aus einem Hexachord ins andre. Die Hexachorde waren die geklammerten Vertikalreihen folgender Tabelle (die älteren Tonbuchstaben sind durch die jetzt üblichen ersetzt):

Mutationstabelle (Riemann 1882)

Mutationstabelle

Die unterhalb mit ♮ bezeichneten Reihen waren Hexachorda dura (mit h), die mit ♭ bezeichneten Hexachorda mollia (mit b), die ohne Abzeichen naturalia (weder h noch b enthaltend). Die Horizontalreihen ergaben die zusammengesetzten Solmisationsnamen der Töne (Gamma ut bis e'' la); über eine Veränderung der letzteren in Frankreich im 16. Jahrhundert vergleiche Bourgeois. [Riemann Musik-Lexikon 1882, 616f]

Mutation (1840)

Mutation, Mutazione (ital.), Muance (franz.), bedeutet

  1. in der Solmisation die Verwechslung der sechs aretinischen Silben, welche nötig war, um bei dem Fortgange durch die Hexachorde die Silben mi-fa stets unter die in der Oktave befindlichen halben Töne zu bringen.
  2. so viel als Mutiren [Mutieren]. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 322]

Mutation, mutiren (1807)

Mutation, mutiren [mutieren]. Das Wort Mutation bezeichnete in der Solmisation des Guido die Verwechslung der Silben ut, re, mi, fa, sol, la, die bei den Singübungen ohne Text, nach der Einrichtung seiner Hexachorde, in vielen Fällen vor sich gehen musste, um auf die beiden Stufen der Tonleiter, die gegeneinander nur einen halben Ton ausmachen, die beiden Silben mi fa zu bringen, die jederzeit auf zwei solchen Stufen gesungen werden mussten. Siehe Solmisation.

Heutzutage bedient man sich dieses Wortes nur in dem Falle, wenn von der Veränderung der Stimme die Rede ist, die sich dem Laufe der Natur zu Folge bei Mannespersonen mit dem Eintritte ins Jünglingsalter ereignet, und die hohe Knabenstimme sich entweder in eine Tenor- oder Bassstimme verwandelt. Man pflegt in diesem Falle zu sagen, dass die Stimme mutire [mutiere - siehe Mutierung]. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 237f]