Musiklexikon: Was bedeutet Kirchentöne?

Siehe auch: Authentische Töne.

Kirchentöne (1840)

Kirchentöne nennt man die Tonarten, welche dem alten liturgischen Gesang der römischen Kirche, den man nach seinem Stiften den Gregorianischen [Gesang] nennt, zu Grunde liegen.
Gegen Ende des vierten Jahrhunderts (374 bis 397) führte Ambrosius die vier authentischen Tonreihen ein [siehe: Ambrosianischer Gesang], welchen Gregor (591 bis 604) die vier plagalischen (ihre Versetzung in die Unterquarte, daher der Zusatz Hypo, unter) einschob, so dass in der neuen Ordnung die authentischen Tonarten unter den ungeraden Zahlen zu stehen kamen, wie folgt:

  1. Dorische, Grundton d
  2. Hypodorische, Grundton A
  3. Phrygische, Grundton e
  4. Hypophrygische, Grundton H
  5. Lydische, Grundton f
  6. Hypolydische, Grundton c
  7. Mixolydische, Grundton g
  8. Hypomixolydische, Grundton d

Das Weitere unter "Tonarten der Alten" [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 253]

Kirchentöne (1802)

Kirchentöne. Es werden mit diesem Ausdrucke eigentlich diejenigen acht Tonarten der Alten bezeichnet, welche auf Veranlassung des Papstes Gregorius Magnus zu Ende des sechsten Jahrhunderts bei dem Choralgesange zum Grunde gelegt wurden. Schon 100 Jahre vorher hatte der Bischof Ambrosius die Dorische, Phrygische, Lydische und Mixolydische Tonart bei der Einrichtung des Choralgesanges in der abendländischen Kirche eingeführt. Gregorius Magnus verbesserte diesen Choralgesang und legte dabei nebst den schon genannten Tonarten noch die Hypodorische, Hypophrygische, Hypolydische und Hypomixolydische Zum Grunde. Seitdem pflegt man diese acht Tonarten die acht Kirchentöne zu nennen, von denen aber einige nach der Zeit ausgeartet sind, wie man aus folgender Vorstellung derselben sieht.

Der erste dieser Kirchentöne ist die Dorische Tonart in D. Die andere ist ebenfalls Dorischer Tonart, wird aber gewöhnlich in den Ton G mit der kleinen Terz versetzt. Der dritte [Kirchenton] soll aus dem E und also Phrygischer Tonart sein. Man braucht aber statt derselben den Ton A mit der kleinen Terz. Der vierte ist die eigentliche Phrygische Tonart in E. Der fünfte sollte eigentlich die Lydische Tonart in F sein. Sie wird aber insgemein in den Ton C transponiert und darinnen wie die Ionische Tonart behandelt. Der sechste ist zwar die Lydische Tonart in F, es hat sich aber der Ton b in dieselbe eingeschlichen, so dass sie unserem F-Dur gleich ist. Der siebente sollte die Mixolydische Tonart in G sein, man hat sie aber in den Ton D mit der großen Terz versetzt. Der achte ist die Mixolydische Tonart in G, die aber oft wie die Ionische Tonart behandelt und also wie unser G-Dur ausgeübt wird. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 833f]