Castagnetten (1865)
Castagnetten [Kastagnetten], span. Castañuelas; Klapperinstrumente, die wahrscheinlich den Griechen schon bekannt waren und jetzt vorzüglich noch im Orient gebräuchlich und vermutlich von daher in die südlichen Gegenden Europas gebracht sind. Sie bestehen aus zwei ganz kleinen, von sehr hartem amerikanischem Holze hohlgearbeiteten Becken, die so genau aufeinander passen wie die Hälften einer Nussschale. Diese beiden kleinen Becken werden mit einem Bande an dem Daumen befestigt und mit den übrigen daran abgleitenden Fingern schnell aneinander geschlagen, so dass eine Art Triller oder Tremolo entsteht, durch den der Rhythmus des Gesanges oder Tanzes, wozu sie gebraucht werden, akzentuiert wird und einen munteren Charakter erhält.Innerhalb Europa sind die Kastagnetten vorzüglich in Spanien gebräuchlich, woselbst man ihrer zu den mit Gesang verbundenen Tänzen sich bedient. Auch die Franzosen begleiten seit dem spanischen Feldzuge sehr häufig ihre Tänze damit. Im Orient sind sie ein ganz gewöhnliches Fraueninstrument; man nimmt daselbst oft zwei Paare in eine Hand und schlägt sie mit vieler Lebhaftigkeit zusammen.In der Leipziger allgem. Mus. Zeitg., Jahrg. I Taf. II ist eine Kastagnetten spielende Hand abgebildet [siehe Abb. oben]; ebenda Beilage IX stehen auch zwei mit einer ausgeschriebenen Kastagnettenstimme versehene Boleros, woraus man die Anwendung dieser Instrumente näher kennenlernen kann [siehe Abb. bei Bolero]. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 145]