Fermate (1840)

Fermate, Halt, Fermata (ital.), Fermat, Point-d'orgue, Point-d'arrèt (franz.). Die mit einem Ruhezeichen (Corona, Couronne) versehene und über ihre eigentliche Geltung ausgehaltene Note oder Pause. Sie unterbricht die Taktbewegung und bringt einen Ruhepunkt in die musikalische Periode, ohne sie zu schließen. Ihre Anwendung findet sie bei Stellen, wo Verwunderung und Erstaunen ausgedrückt werden soll, oder wo die Empfindung sich durch ihre völlige Ergießung erschöpft zu haben scheint; ferner in Fugen, um den Sängern Zeit zu geben, die Kraft der Stimme wieder zu sammeln, oder um auf den Hauptschluss desto feierlicher vorzubereiten (siehe Schlussfermate). In vielen Tonstücken jedoch verdankt sie ihr Dasein dem wohlwollenden Zufall und hat eben so viel Bedeutung als das ganze Tonstück selbst.

Die Dauer einer Fermate über der Pause hängt von dem Geschmack des Ausführers der Hauptstimme oder auch von dem Anführer des Orchesters ab (jedoch nicht in dem Maße, wie in jenem Dorf oder Städtchen, wo bei vorkommender Fermate der Dirigent nebst seiner Sippschaft einen Augenblick ins Nebenhaus zu Biere zu gehen pflegte). Die Fermate über der Note wird beim Vortrage einer Solostimme häufig mit willkürlichen Verzierungen ausgefüllt.

Vor dem Hauptschluss der Solostimme kommt gewöhnlich eine Fermate vor, die besonders deswegen da ist, um den Ausführern derselben Gelegenheit zu geben, sich hören zu lassen oder auch das Zungen- und Fingerwerk auszukramen, welches der Tonsetzer im Satz selbst anzubringen etwa vergessen haben sollte. Man nennt sie alsdann Kadenz (siehe dort und Finalkadenz). [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 125]