Musiklexikon: Was bedeutet Fagott?

Fagott, Basson (1807)

Fagott, Basson. Dieses bekannte und wegen der Sanftheit seines Tones so beliebte Orchesterinstrument besteht aus einer acht Fuß langen Röhre von Ahornholz, die, um sie mit Bequemlichkeit halten und mit beiden Händen die Tonlöcher erreichen zu können, zweifach zusammengezapft ist, so dass das Instrument aus zwei nebeneinander fortlaufenden Röhren besteht, die sich unten vereinigen. Diese Röhre lässt sich in vier Stücke zerlegen. An einem derselben, die Flügelröhre genannt, ist eine andere dünne Röhre von Blech eingeschoben, die wie der lateinische Versalbuchstabe S geformt ist und daher auch das Es genannt wird. An dieses Es wird das Rohr gesteckt, vermittelst dessen man das Instrument intoniert.

Der Fagott hat sechs Tonlöcher für die Finger und zwei für die Daumen; nächst diesen befinden sich an demselben die F-, As-, D- und B-Klappe, wozu bei den neueren Fagotten noch die A- und C-Klappe kommt. Der Umfang des Instruments erstreckt sich vom Kontra-B bis zum eingestrichenen as. Konzertspieler blasen oft bis ins zweigestrichene d.

Bei der Harmoniemusik braucht man, statt des Contraviolons [sic], eine Dimension dieses Instrumentes, die um eine Quarte tiefer steht und daher der Quartfagott genannt wird. Von noch einer größeren Gattung desselben ist schon in dem Artikel Contrafagott gehandelt worden.

Anleitung zum Traktement des Fagottes findet man in dem Werke von Ozi unter dem Titel: Methode nouvelle et raisonnée pour le Basson. [Koch Handwörterbuch Musik 1807, 144f]

Fagott, Basson (1855)

Fagotte - frühe Formen

Fagotte - frühe Formen. Fig. 40 (links) und 41 aus [Welcker 1855]

Der Fagott, (Basson)* (de hautbois). Erfinder dieses herrlichen Bassinstruments war Alfranio, ein Canonicus zu Ferrara in Italien, ums Jahr 1539. Die ersten hatten ein Ansehen wie Fig. 40. Später machte man sie aus zwei miteinander verbundenen, nebeneinander hinlaufenden Holzröhren, in die acht Tonlöcher eingebohrt sind, darunter eins mit einer Klappe bedeckt, Fig. 41. An den neueren Instrumenten befinden sich jedoch zehn, und an den neuesten zwölf bis vierzehn mit Klappen bedeckte Tonlöcher für die chromatischen Töne. An der kürzeren Röhre, welche die Flügelröhre heißt, sind nur drei Tonlöcher für die linke Hand, welche an der daneben liegenden längeren Röhre noch ein Daumloch nebst den tiefen B- und D-, a- und c-Klappen mit dem Daumen, und mit dem kleinen Finger die tiefe Es- und kleine cis-Klappe zu regieren hat. An der längeren und dickeren Röhre hat die rechte Hand, außer den in gerader Linie eingebohrten drei Tonlöchern, mit dem kleinen Finger die b-, F- und Gis-Klappe, der Daumen, außer dem Daumloch, noch die große Fis-Klappe zu regieren.

Gerber gibt in seinem neuen Tonkünstler-Lexikon Siegmund Schnitzer, Instrumentenmacher in Nürnberg (starb 1578), als einen Meister an, der ganz vorzüglich gute Fagotte verfertigt habe, die er in Deutschland, Frankreich und Italien absetzte. In neuerer Zeit hat sich besonders Carl Almenröder um Verbesserung des Fagotts verdient gemacht. Er gab nämlich durch die Verlegung der Klappen und Tonlöcher den Tönen völlige Gleichheit und Reinheit. Bei Blasinstrumenten vertritt das Fagott die Stelle des Basses und Tenors; auch tritt er zuweilen im Solo hervor und dient bei Streichinstrumenten als Füllstimme. Virtuosen tragen die kunstvollsten Variationen darauf vor.

Der Tonumfang des gewöhnlichen Fagotts geht von Contra-B bis zweigestrichen es. Das Instrument wird durch eine Metallröhre angeblasen, die ein [liegendes] S bildet und auf ein Rohr aufgesteckt wird. In der Gegend, wo dieses Rohr im Instrument steckt, ist an der Seite ein ganz feines Löchelchen, einen dicken Nadelstich stark, welches dazu dient, den überflüssigen Wind abzulassen. […]

* Das italienische Wort "Fagotto" heißt auf deutsch "Bündel".
[Welcker von Gontershausen Magazin 1855, 137f]

Fagott, Fagotto, Basson (1840)

Fagott, 19. Jahrhundert

Fagott (engl. Bassoon), 19. Jahrhundert. Abb. aus [Grove Dictionary 1879]


Fagott ital. Fagotto und Bassone, franz. Basson und Basson de hautbois (welchen letzeren Namen das Instrument erhalten, weil es nach Abschaffung der alten Cromorne der Oboe zur Grundstimme diente). Ein bekanntes Blasinstrument von Holz, welches wie die Oboe vermittelst eines aus Schilfrohr verfertigten Rohres intoniert wird und das aus dem vor Zeiten gebräuchlich gewesenen Bombard oder Pommer entstanden ist. Die Erfindung dieses Instruments ist bereits sehr alt, und dem Albonesi nach, dasselbe im Jahre 1539 von einem Kanonikus zu Ferrara Namens Afranio erfunden. Im Jahre 1550 hatte das Fagott schon einen großen Grad der Vollkommenheit erreicht, und Siegmund Scheitzer, einer der ältesten Instrumentenmacher zu Nürnberg (starb daselbst 1578), soll ganz vorzügliche Fagotte verfertigt haben, welche sich durch nette Dreharbeit, reine Stimmung und leichte Ansprache in den hohen Tönen ausgezeichnet, und daher auch in Menge nach Farnkreich, Italien und Deutschland verkauft worden wären. In den neuesten Zeiten hat besonders Almenräder durch Verlegung der Klappen und Tonlöcher, hinsichtlich der Gleichheit der Töne, viel zur Verbesserung des Instruments beigetragen.Das Instrument besteht aus einer ausgehöhlten Röhre von Ahornholz, die gegen 8 Fuß lang ist und folglich in Ansehung ihrer Dimension der Mensur des Prinzipal-Pfeifenwerks der Orgel entspricht. Um diese Röhre aber bequemer halten und die Finger beider Hände naturgemäß beim Blasen gebrauchen zu können, ist sie in zwei Teile geteilt, welche in ein drittes Stück zusammengezapft sind, so dass beide Röhren nebeneinander liegen.

An dem kürzeren dieser Stücke, die Flügelröhre genannt, befinden sich 1) die abwärts gebogene, wie ein großes lateinisches S geformte dünne Röhre von Messing, Es oder Bocal genannt, in welche das oben erwähnte Rohr, vermittelst dessen man das Instrument intoniert, gesteckt wird; und 2) drei Tonlöcher für die linke Hand; an der daneben liegenden längeren Röhre aber, die in der Gegend der Tonlöcher ein wenig von der Flügelröhre überdeckt wird, auf der einen Seite drei Tonlöcher für die Finger der rechten, und auf der andern das Daumloch für den Daumen der linken Hand, welches jedoch niemals ohne eine von den beiden daneben liegenden, gleichfalls von dem Daumen regierten D- und B-Klappen, gebraucht wird; ferner neben dem Tonloche noch die b-Klappe, und endlich die geschlossene As- oder Gis-Klappe und die offene F-Klappe. Auf eben dieser Seite hat der Daumen der linken Hand noch zwei an der Flügelröhre befindliche Klappen für das hohe a und c zu besorgen. Der kleine Finger von der linken Hand dirigiert aber auch noch zwei Klappen von der anderen Röhre, durch welche das tiefe Es und kleine cis erzeugt werden. Das Instrument hat also in allem zehn Klappen, doch werden jetzt [um 1840] auch welche mit noch mehreren verfertigt, die aber wegen ihres hohen Preises nicht allgemein sind.

Das Fagott wird beim Blasen mit der rechten Hand an dem untern Ende der längern Röhre angefasst und damit der Arm nicht ermüde, vermittelst eines Bändchens an einen Knopf des Rockes angehängt.

Der Umfang des gewöhnlichen Fagotts geht vom Kontra-B durch alle Töne der diatonisch-chromatischen Tonleiter bis zum eingestrichenen b; viele blasen sogar bis ins zweigestrichene d. Seine Noten stehen gewöhnlich im F-Schlüssel, doch bedient man sich bei höheren Tönen auch des Tenor-Schlüssels.

Um bei starkbesetzten Tonstücken mit bloßen Blasinstrumenten den Bässen eine angemessene Stärke und Kraft zu geben, hat man noch zwei andere Gattungen der Fagotte erfunden, welche stärker und tiefer klingen und den 16-füßigen Contra-Bass der Geigeninstrumente ersetzen, nämlich das Quart-Fagott, welches um eine Quarte, und das Contra-Fagott, welches um eine Oktave tiefer steht - hinsichtlich der Applikatur, Behandlung etc. aber dem gewöhnlichen Fagott ganz gleich sind.

Das Fagott ist eins der schönsten und brauchbarsten Instrumente, welches bei unserer jetzigen Musik eine wichtige Rollen spielt. Bei Harmoniemusiken vertritt es die Stelle des Basses und des Tenors; bei vollen Orchesterstücken dient es als Füllstimme und zur Verstärkung des Basses, tritt aber auch oft bei zarten Stellen mit der Oboe, Klarinette oder Flöte als Soloinstrument hervor. Der Charakter des Sanften ist ihm besonders in den hohen Tönen von c' bis b' am angemessensten, weswegen es auch von einigen das Instrument der Liebe genannt wird. Es hat mehrere Virtuosen auf diesem Instrument gegeben (Ozi, Delcambre in Paris, in Berlin Bärmann, Almenräder etc.).

Anweisungen zur Behandlung dieses Instruments findet man in der Fagott-Schule des Fagottisten Ozi in Paris: Méthode nouvelle et raisonnée pour le Basson ..., bei Bayer, 1788, und in den "Abhandlungen über die Verbesserungen des Fagotts" nebst 2 Tabellen von Carl Almenräder, Mainz bei Schott.

Fagott ist auch ein 8-füßiges Orgelregister im Schnarrwerke u. gewöhnlich halbiert; siehe Stimme. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 118f]