Etude (1865)
Etude [Etüde]. Der eigentlichen Bestimmung nach ein zu technischen Übungszwecken bestimmter Tonsatz. Hauptsächlich wird darin eine Figur, Passage etc. in möglichst verschiedenen Wendungen durchgeführt, damit der Studierende sie in allen Lagen vollkommen frei beherrschen lerne. In größeren Etüdensammlungen werden dann wesentliche, in den Kunstwerken selbst nur zerstreut vorkommende Eigentümlichkeiten der Technik des Instrumentes, wofür sie geschrieben sind, zusammengefasst und nach gewissen Entwicklungsregeln der Fertigkeit, vom Leichteren zum Schwierigeren fortschreitend geordnet. Neben Etüden, die nur Ausbildung der Fingerfertigkeit beabsichtigen, gibt es deren auch für den Vortrag (Vortragsetüden), und indem solche Stücke bis zu den bedeutendsten Schwierigkeiten steigen und, von guten Tonsetzern gearbeitet, mitunter musikalischen Gehalt haben, dienen sie denn auch den Virtuosen zur Entfaltung ihrer Bravour in Musikunterhaltungen und Konzerten (Konzertetüde). Zu dieser Art gehören unter anderen auch Schumanns symphonische Etüden, Studien über ein gegebenes Thema, sowohl hinsichtlich des Tonsatzes selbst, als auch der Technik und des Vortrages in einem höheren Sinne. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 289f]