Darmsaiten (1802)
Darmsaiten. Diese Art der Saiten wird aus den Därmen des Schaafviehes [sic], besonders der Lämmer, verfertigt, die man ausschneidet, von den schleimichten und fetten Teilen reinigt, in einer Lauge beizt und dieselben nach Verhältnis der Stärke er Saiten mehr oder weniger zusammenspinnt. Sodann werden sie aufgehängt, geschwefelt, getrocknet, geschliffen, mit einem gelinden Öle eingeschmiert und in die gewöhnlichen Ringel gewunden, von denen man 30 Stücke zusammenbindet und sie einen Stock nennt.
Eine gute Darmsaite darf sich bei dem Aufziehen nicht verfärben und muss hell, durchsichtig und elastisch sein. Wenn die einzelnen Darmteile, woraus sie besteht, ungleich gesponnen sind, so machen sie zusammen keine völlig gleichartigen Schwingungen, und der Ton wird dadurch gleichsam vielartig - oder wie man in diesem Falle zu sagen pflegt, unrein, und spricht bei den Geigeninstrumenten unter dem Bogen nicht gut an.
Die besten Saiten werden in Italien verfertigt. Dieses kommt teils daher, weil in diesem Lande die mehresten [sic] Lämmer geschlachtet werden, deren Därme besser zum Saiten sind, als die des alten Schaafviehes, teils gibt man sich daselbst auch mehr Mühe mit der Reinigung der Därme und hat mehr Kenntnisse von der dazu nötigen Beize als in andern Ländern.
Von einer neuen Erfindung, die aus Seide gesponnenen Saiten für die Instrumente brauchbar zu machen, findet man etwas weniges in dem Artikel Saiten. [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 407f]