Crwth (1913)
Crwth, bedeutet im Walisischen im weiteren Sinne 'Geige'. Im engeren Sinne bezeichnet es ein altes abendländisches Streichinstrument, das sich in Wales bis zum Anf. 19. Jhs. gehalten hat. In der endgültigen Form, in der es uns in dem Exemplar des Barden Edward Jones entgegentritt (Ende 18. Jhs.), handelt es sich um ein Zargeninstrument mit flacher Decke und gewölbtem Boden. Das Korpus, im wesentlichen viereckig und nach oben hin leicht verjüngt, setzt sich in zwei geradlinig aufsteigende Arme mit verbindendem Querjoch fort, von dessen Mitte ein Griffbrett auf die Decke hinabgeführt ist.
Maße:
Gesamtlänge 57 cm
untere Breite 27 cm
obere Breite 23 cm
Griffbrettlänge 28 cm
Zargenhöhe 5 cm.Der Steg steht nicht gerade, sondern schräg mit der rechten Seite mehr nach dem Unterende des Korpus. Der linke Fuß des Steges geht durch die eine der beiden kreisrunden Schallöffnungen bis zum Boden hinunter und dient demnach als Stimmstock, während der rechte, kürzere Fuß auf der Decke ruht. Die Zahl der Saiten, die von dem Querjoch hinab über den Steg nach einem Saitenhalter geführt werden, beträgt sechs; nur vier davon gehen über das Griffbrett; die beiden anderen laufen frei nebenher.
Der letzte Crwth-Spieler, ein alter Barde in Caernarvon, stimmte 1801:
Schon der durchaus flache Steg und das Fehlen jeder seitlichen Einziehung im Korpus beweisen, dass die Saiten ausschließlich dem Akkordspiel dienten, eine Tatsache, die in der Literatur ihre Bestätigung findet.
Die Ähnlichkeit der Crwth mit der griechischen Kithara fällt ins Auge. Indessen handelt es sich um kein Abhängigkeitsverhältnis, sondern um eine Vetternschaft. Neuerdings hat ein ausgegrabenes etwa 5000 Jahr altes chaldäisches Relief erwiesen, dass der Kithara- und der Crwthtypus beide asiatischen Ursprungs sind. Als Zwischenstufen wären das ostjakische Naras jux und die nordischen Streichharfen anzusehen.
Das erste literarische Zeugnis für das Instrument verdanken wir Diodorus Siculus (1. Jh. v. Chr.), der die Begleitinstrumente der keltischen Barden ταις λύραις ομοια nennt; Ammianus (um 375) sagt schon geradezu, dass die Barden ihre Heldengesänge zu den dulcibus lyrae modulis ertönen ließen. Ja schon eine gewisse Stelle aus einem uralten, angeblich 1800 v. Chr., wahrscheinlich aber doch später entstandenen irischen Gedicht lässt sich mit ziemlicher Sicherheit auf den Crwth beziehen, da sie von einem viereckigen Instrument redet. Der Name selbst ist vom altir. Crot oder Cruit abgeleitet, der latinisiert Chorus und Chrotta, anglisiert Crowd ergeben hat.
Wenn oben der Crwth als ein altes abendländisches Streichinstrument bezeichnet wurde, so ist der Ausdruck nicht dahin zu verstehen, dass dieses Tonwerkzeug zu allen Zeiten mit einem Bogen gespielt worden wäre. Den frühesten - und zwar bildlichen - Belege für den Gebrauch des Bogens bietet vielmehr erst das ausgehende 10. Jahrhundert. Bis dahin rechnet der Crwth zu den Zupfinstrumenten.
Crwth canolsain, Crwth cyfalaw, wal. 'Bratsche'.
Crwth trithant, '3saitige Crwth', 'Rebec'.
Crwth y byrddwn, wal. 'Violoncello'.
Crwth y cyfalaw, wal. 'Bratsche'.
Crwth yr isalaw, wal. 'Violoncello'.
Crythau, plur. v. crwth.
Crythen, wal. 'Fidel'.[Sachs Real-Lexikon 1913, 96f]