Ciacona, Chaconne, ursprünglich in seinem Heimatlande Italien und auch in Spanien sehr beliebter Tanz, tanzartiges Instrumental- und auch Gesangstück im Dreivierteltakt, von mäßiger Bewegung, dessen Eigentümlichkeit darin bestand, dass ein vier oder acht Takte langes, melodisch einfach gebildetes und rhythmisch recht markiertes Bassthema beständig wiederholt wird, während die Oberstimmen über jeder Wiederholung desselben immer neue Variationen (die auch Couplets genannt werden) ausführen. Mitunter wird dann das Bassthema selbst auch variiert, mit Diminutionen ausgeschmückt, gebrochen, auch aus Dur in Moll und umgekehrt versetzt, aber seine Ausdehnung hinsichtlich der Taktzahl soll immer dieselbe bleiben. Zuweilen intermittiert es auch für eine kurze Zeit, kommt dann aber alsbald wieder zum Vorschein. Der Satz duldet manche Freiheiten, "l'on tolere bien des choses à cause de cette contrainte, qui ne seroient pas regulierement permises dans une composition plus libre" (Brossard). Jedenfalls erfordert die Ciacone einen geschickten und an guten Einfällen reichen Kontrapunktisten, wenn Matthesons Ausspruch, dass dergleichen Lustbarkeit allezeit mehr Ersättigung als Anmut gäbe, nicht in vollem Maße gerechtfertigt werden soll.
Wohl eins der merkwürdigsten Beispiele von Tonstücken dieser Gattung ist die Chaconne von Händel (Deutsche Händelausgabe II. 110-122), in welcher 62 Variationen über einen einfachen Bassgang gesetzt sind, und zwar ohne dass dieser auch nur ein einziges Mal aussetzt oder die Tonart ändert; nur wenn er selbst variiert wird, weicht er von einzelnen Tonschritten ab. Wenngleich der Spaß hier etwas weit getrieben scheint, muss man doch die geistvolle Arbeit und die ungemeine Mannigfaltigkeit der Veränderungen bewundern.
Über die Ähnlichkeit und Verschiedenheit zwischen Chaconne und Passacaglio siehe unter Passacaglio. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 164f]