Absolut (1870)
Absolut, d. h. beziehungslos, nennt man Alles, was an und für sich und abgesehen von irgend einer Beziehung auf etwas Anderes aufgefasst und gedacht wird. Es steht in diesem Sinne dem Relativen, auch dem Spezifischen entgegen. Demnach ist absolute Musik - die Sonderkunst an und für sich - getrennt von Wort- und allen anderen zufälligen Bestandteilen, also im eigentlichen Verständnis die Instrumentalmusik.
An diese Worterklärung knüpft sich der Begriff des Unbeschränkten, Vollkommenen. Die absolute Schönheit ist diejenige Form der Schönheit, welche nicht bloß ohne Verbindung mit einem bestimmten einzelnen Dinge, sondern auch ohne Beschränkung und ohne alle Mängel gedacht wird. Solche absolut vorgestellte Dinge sind das Eigentum der Vernunft, Gegenstände der Idee, Ideale. Die Idee des absolut Schönen sucht sich in der Kunst zu realisieren; sie darf deshalb eines absoluten Prinzips, d. h. eines obersten, dem Gebiete des absolut Schönen (wie die Wissenschaft dem des absolut Wahren) angehörigen Satzes, aus welchem ihr ganzes Gebiet sich folgerecht ableiten, bestimmen lässt, nicht entbehren; welches aber gerade für jede einzelne Kunst - oder für die Gesamtkunst - das oberste Prinzip sei, muss durch die kunstphilosophische Wissenschaft, durch die Ästhetik, welche das absolut Schöne mit dem absolut Wahren zu vereinigen und zu verbinden hat, bestimmt werden. [Mendel Musikalisches Lexikon 1870, 10]